Lüsterliesl - Leuchtermadl - Lüsterweibchen
Jahrhunderte alte Schnitzkunst
Ein Lüsterweibchen oder Leuchterweibchen ist ein Kronleuchter, an dem waagerecht
angeordnete Geweihstangen verwendet werden, an deren Basen eine weibliche Halbfigur sitzt.
Der Begriff bezeichnet im engeren Sinn nur die Figur,
die dem ganzen Geweihmöbel den Namen gegeben hat.
Leider ist bei unserem abgebildeten Leuchtermadl der linke Zeigefinder und die rechte
Daumenspitze abgebrochen.
Dem Typus Lüsterweibchen entsprechende Wandleuchter sind bereits seit dem Ende des
14. Jahrhunderts nachweisbar; neben dem Geweih eines Hirsches fanden auch das eines Elches
und die Hörner des Steinbocks Verwendung.
Im 16. Jahrhundert verbreiteten sich vor allem im deutschen Raum dann Deckenleuchter und
fanden besonders in Süddeutschland großen Anklang.
Lüsterweibchen kamen nochmals während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr in Mode,
funktionierten dann aber zunehmend als Gas- oder elektrische Leuchten.
In dieser Form, mit elektrischer Beleuchtung, werden sie auch heute noch im alten Stil hergestellt.
Antike Lüsterweibchen sind im Kunsthandel begehrt und erzielen je nach Alter / Qualität hohe Preise.
Geweihe sind seit alters sehr beliebte Sammelobjekte, denen neben ihrer dekorativen und
repräsentativen Eignung oft auch apotropäische Kräfte zugeschrieben werden.
Den profanen, aber mit mythologischer und allegorischer Bedeutung aufgeladenen Lüsterweibchen,
die oft Fabelgestalten wie Sirenen zeigen, gingen Leuchter voran,
die mit einer Heiligenfigur oder einer Madonna geschmückt wurden, die Muttergottesleuchter.
Andere aus Holz geschnitzte Lüsterweibchen sind reich oder in Tracht gekleidete Frauen,
bisweilen eine Lukrezia darstellend. Seltener sind männliche Varianten,
die sogenannten Lüstermännchen, oder tierische Fabelwesen, die Drachenleuchter.
Diese geschmiedeten Ketten sind der optimale, zeitgemäße Aufhänger des Lüsters.
Die Kerzen trägt teils die Figur oder aber sie sitzen an den Sprossen und Schaufeln der Geweihe.
Bei seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hergestellten und für elektrische Beleuchtung bestimmten
Lüsterweibchen hängen die Fassungen für Glühbirnen manchmal auch nach unten, gelegentlich sind
noch Halterungen für Kerzen angebracht so dass die Art der Beleuchtung ausgewählt werden kann.
Die Leuchtkraft muss insgesamt nicht sehr stark sein, die Funktion ist dann eher das ursprüngliche
der Repräsentation durch optischen Eindruck.
Nicht selten werden die Motive unterstützt durch das Anbringen von Wappenschilden des Besitzers.
Wer kennt, oder glaubt die Herkunft zu kennen, des abgebildeten Wappens?
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